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Nationalfahnen?

Was haben denn die Nationalfahnen hier zu suchen?!

Heute begehen wir den 69. Jahrestag der Befreiung Neuköllns vom Nationalsozialismus (NS) durch die Rote Armee. Die Sowjetunion war wie auch u.a. die USA, Großbritannien und Frankreich Teil der Anti-Hitler-Koalition. Diese Staaten beendeten maßgeblich mittels ihrer militärischen Intervention den Angriffskrieg Nazideutschlands gegen Polen und die Sowjetunion, die NS-Herrschaft und den planmäßigen Massenmord an den Jüdinnen_Juden, Sinti_zza, Rom_nja, Kommunist_innen, als „asozial“ stigmatisierter Menschen und vielen anderen. Durch den Vormarsch der Alliierten Truppen konnten die von deutscher Seite ausgehenden Kriegshandlungen und der Mord an Zivilist_innen in Europa gestoppt werden. Außerdem wurden hunderttausende Häftlinge in Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern befreit.

Wenn also heute oder zu anderen Gelegenheiten, bei denen der Befreiung der vom NS verfolgten Menschen gedacht oder diese gefeiert werden soll, die Fahnen der Sowjetunion, Frankreichs, Großbritanniens und der USA gezeigt werden, soll es nicht darum gehen, die heute bestehenden Nationalstaaten in ihrer bürgerlich-kapitalistischen Formation zu feiern. Es geht darum, ihnen für ihren antifaschistischen Einsatz, der auf Seiten der Soldat_innen, Partisan_innen, Lazaretthelfer_innen uvm. Millionen Menschenleben forderte und durch den allein das Ende der Naziherrschaft eingeleitet wurde, zu danken.

Denn es geht ums Leben. Zur Einmaligkeit Israels

Eine israelische Fahne zu tragen heißt mehr als sich solidarisch mit einem ‚gewöhnlichen‘ Nationalstaat zu zeigen. Diese Fahne bedeutet für den Kampf gegen Antisemitismus und Antizionismus zu sein – im Folgenden werden wir Antizionismus als Form des Antisemitismus behandeln. Es geht um die Positivbezugnahme auf Emanzipation, Autonomie und Widerstand.

Unter anderem in Deutschland widmen sich linke Kritiker_innen gerne dem Thema Israel. So wird sich vor allen Dingen an Themen wie institutionellem Rassismus auseinandergesetzt. Die Frage ist, warum Rassismus in Israel eine Sonderbegutachtung erhält, warum der israelische Rassismus den Menschen so besonders am Herzen liegt und warum sich nicht an Deutschland, der Ukraine oder Chile abgearbeitet wird.

Mit Israel ist in der langen Geschichte der antijüdischen und antisemitischen Hetze, Verfolgung, Diskriminierung, Isolation und schließlich Vernichtung ein explizit jüdischer Staat entstanden, in dem Jüdinnen_Juden so frei wie noch nie leben können. Diese Freiheit ist jedoch eingeschränkt durch Antisemit_innen, die z.B. an die jüdische Weltverschwörung glauben (durch die sie u.a. as Ermorden bishin zur Vernichtungen von Jüdinnen_Juden legitimieren), wie es bpsw. in der Charta der Hamas nachzulesen ist.

Die Annahme, Jüdinnen_Juden hätten zur Zeit des NS keinen Widerstand gegen die eigene Vernichtung geleistet, ist ein weit verbreitetes ‚Volksmärchen‘. Dem Gegenüber wird heutige Selbstverteidigung (z.B. durch die IDF ausgeführt) nicht als solche sondern als moralisch verwerflich dargestellt. Das Bild des willigen Opfers wird durchbrochen durch die staatliche Verteidigung. Der Kampf gegen Antisemitismus kann scheinbar nicht als positiv wahrgenommen werden.

Israel ist eine Nation in der Menschen genauso unter kapitalistische Sachzwänge leben wo irgendwo anders auch. Das mindert allerdings die Unerlässlichkeit des jüdischen Staats überhaupt nicht. Denn Israel war auch schon vor der Shoah notwendig. Doch nach dieser gibt es keinen vernünftigen Grund mehr sich gegen einen Ort auf dieser Welt zu stellen, wo jüdisches Leben möglich ist. Um dieses und einen Schutzraum vor Antisemitismus zu verwirklichen, lassen die heutigen nationalisierten Verhältnisse keine eine andere Form außer einer Nation zu.

Das europäische Judentum wurde zum Großteil vernichtet. Dass es überlebt hat ist den Alliierten zu verdanken, die Deutschland zerschlugen und dadurch die deutschen Gräueltaten beendeten. Wie die Alliierten kämpften, so kämpften auch jüdische Partisan_innen gegen Deutschland und so leisteten auch alle Überlebende von Konzentrations – sowie Vernichtungslagern (durch die Tatsache, dass sie überlebten) Widerstand gegen den deutschen Vernichtungswahn. Israel ist der Ort, der Staat, die Zuflucht dieser Überlebenden, aller Überlebenden von antisemitischen Zuständen. Israel ist die notwendige Konsequenz, denn es geht ums Leben – als aktiver Part gegen Antisemitismus und als Gegenstück zum Tod, als Gegenstück zur Vernichtung:

Halts Maul Deutschland, ihr habt den Krieg verloren!

Daher ist unter anderem das Tragen einer Israelfahne eine Möglichkeit einen positiven Bezug auf den jüdischen Staat zu zeigen.